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Autorin: Celine Zenhäusern

User Experience

User Experience (UX) ist ein zentraler Bestandteil der Entwicklung digitaler Produkte und Dienste, einschließlich Websites, Web-Anwendungen und mobile Apps.

Als Designer ist es wichtig, die Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzer im Fokus zu behalten, um eine angenehme und effektive Interaktion zu ermöglichen. Unteranderem aus diesem Grund hat Jon Yablonski eine Sammlung bestehend aus psychologischen Heuristiken, Phänomenen und Effekte mit dem Namen «Laws of UX» zusammengestellt.
Während der Entwicklung einer Benutzeroberfläche sollten UX-Designer diese Gesetze stets im Hinterkopf behalten, denn so wird es möglich sein, dem Benutzer ein intuitives Produkt anzubieten, welches eine flache Lernkurve aufweist.

6 Gesetze, um Ihre Designs zu verbessern

Insgesamt sind es 21 UX Gesetze. Für diesen Blogbeitrag haben wir sechs davon ausgewählt, um Ihnen einen tieferen Einblick zu geben. Mit diesen haben Sie einen soliden Ausgangspunkt, an dem Sie beginnen können.

Fitts's Law

Die Zeit für die Erfassung eines Ziels ist eine Funktion der Entfernung und der Größe des Ziels.

In kurz

  • Die Touch-Ziele (auf Touch Geräten) sollten groß genug sein, damit die Benutzer sie genau auswählen können.
  • Die Touch-Ziele sollten einen ausreichenden Abstand zueinander haben.
  • Touch-Ziele sollten in Bereichen einer Schnittstelle platziert werden, in denen sie leicht zu erfassen sind (bspw. an den äusseren Rändern und Ecken der Benutzeroberfläche).

Herkunft

Mit dem im Jahr 1954 aufgestellten Modell der menschlichen Bewegung des Psychologen Paul Fitts lässt sich die Zeit, die benötigt wird, um ein Ziel anzusteuern und auszuwählen, genau vorhersagen.

Nach diesem Gesetz führen schnelle Bewegungen und kleine Ziele zu höheren Fehlerquoten, was auf den Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Genauigkeit zurückzuführen ist. Es gibt zwar mehrere Varianten des Fitts'schen Gesetzes, aber alle beruhen auf dieser Idee. Das Fitts'sche Gesetz findet breite Anwendung bei der Gestaltung von Benutzererfahrungen (UX) und Benutzeroberflächen (UI). So hat dieses Gesetz beispielsweise die Konvention beeinflusst, interaktive Schaltflächen groß zu gestalten (insbesondere auf mobilen Geräten, die mit dem Finger bedient werden) – kleinere Schaltflächen sind schwieriger (und zeitaufwändiger) zu betätigen.

Hick's Law

Die Zeit, die für eine Entscheidung benötigt wird, hängt von der Anzahl zur Verfügung stehenden Optionen ab.

In kurz

  • Minimieren Sie die Auswahlmöglichkeiten, um die Entscheidungszeit zu beschleunigen (bspw. in einer Navigation).
  • Unterteilen Sie komplexe Aufgaben in kleinere Schritte, um die kognitive Belastung zu verringern.
  • Vermeiden Sie es, die Benutzer zu überfordern, indem Sie die empfohlenen Optionen hervorheben.

Herkunft

Das Hick'sche Gesetz (oder Hick-Hyman-Gesetz) ist nach einem britischen und einem amerikanischen Psychologenpaar, William Edmund Hick und Ray Hyman, benannt.

Im Jahr 1952 untersuchten die beiden die Beziehung zwischen der Anzahl der vorhandenen Reize und der Reaktionszeit einer Person auf einen bestimmten Reiz. Je mehr Reize zur Auswahl stehen, desto länger braucht der Nutzer, um sich für einen zu entscheiden.

Benutzer, die mit Auswahlmöglichkeiten überhäuft werden, müssen sich Zeit nehmen, um zu interpretieren und zu entscheiden, was ihnen Arbeit macht, die sie nicht wollen.

Jakob's Law

Die Nutzer ziehen es vor, dass eine Website genauso funktioniert wie alle anderen Websites, die sie bereits kennen.

In kurz

  • Durch die Nutzung vorhandener mentaler Modelle können wir Benutzererfahrungen schaffen, bei dem der User seine eigentliche Aufgabe intuitiv erledigen kann.
  • Wenn Sie Änderungen an Ihrem bestehenden Produkt vornehmen, bieten Sie dem Nutzer die Möglichkeit eine begrenzte Zeit auch die vertraute Version weiterzunutzen.

Herkunft

Jakob's Law wurde von Jakob Nielsen geprägt, einem User Advocate und Leiter der Nielsen Norman Group, die er zusammen mit Dr. Donald A. Norman (ehemaliger Vizepräsident der Forschung bei Apple Computer) gegründet hat. Dr. Nielsen begründete die «Discount-Usability-Engineering»-Bewegung zur schnellen und kostengünstigen Verbesserung von Benutzeroberflächen und hat mehrere Usability-Methoden erfunden.

Miller's Law

Ein Mensch kann nur 7 (plus/minus 2) Begriffe in seinem Arbeitsgedächtnis behalten.

In kurz

  • Erstellen Sie Gruppierungen mit 5-9 Elementen, um zu erreichen, dass der Nutzer alle Informationen im Gedächtnis behalten kann.
  • Organisieren Sie die Inhalte in kleinere Abschnitte, damit die Benutzer sie leichter verarbeiten, verstehen und sich einprägen können.
  • Denken Sie daran, dass die Kapazität des Kurzzeitgedächtnisses von Person zu Person unterschiedlich ist, je nach Vorkenntnissen und situativem Kontext.

Herkunft

Das UX Gesetz Miller's Law ist nach George A. Miller und seiner Publikation «The Magical Number Seven, Plus or Minus Two.»
Unser Kurzzeitgedächtnis hat eine begrenzte Kapazität von fünf bis neun Elementen, die es gleichzeitig aufnehmen kann. Diese Elemente können Wörter, Zahlen oder zusammengefasste Charakterreihen, sogenannte Chunks, sein.

Postel's Law

Seien Sie liberal in dem, was Sie annehmen, und konservativ in dem, was Sie senden.

In kurz

  • Unterstützen Sie den Nutzer beim Ausfüllen von langen komplexen Formularen (Ortsangabe wird auf Basis der PLZ automatisch eingefügt).
  • Fragen Sie nur die Informationen ab, die Sie auch wirklich brauchen (Komplexität reduzieren).
  • Akzeptieren Sie variable Eingaben von Benutzern, definieren Sie Grenzen für Eingaben und geben Sie dem Benutzer ein klares Feedback.

Herkunft

Das Postel's Law (auch bekannt als das Robustheitsprinzip) wurde von Jon Postel, einem frühen Pionier des Internets, formuliert.

Das Gesetz besagt, dass man sich in der Softwareentwicklung stark an Standards und Protokolle halten sollte. Nutzern gegenüber sollte man aber sehr tolerant für Fehler sein.

Serial Position Effect

Die Nutzer neigen dazu, sich den ersten und den letzten Artikel einer Serie am besten zu merken.

In kurz

  • Es kann hilfreich sein, die unwichtigsten Punkte in die Mitte der Liste zu setzen, da diese Punkte weniger häufig im Langzeit- und Arbeitsgedächtnis gespeichert werden.
  • Die Positionierung von Schlüsselaktionen ganz links und rechts in Elementen wie der Navigation kann die Merkfähigkeit erhöhen.

Herkunft

Der von Herman Ebbinghaus geprägte Begriff «serial position effect» beschreibt, wie die Position eines Elements in einer Sequenz die Erinnerungsgenauigkeit beeinflusst.

Die beiden beteiligten Konzepte, der Primacy-Effekt und der Recency-Effekt, erklären, wie Elemente, die am Anfang und am Ende einer Sequenz präsentiert werden, mit größerer Genauigkeit abgerufen werden als Elemente in der Mitte einer Liste.

Die Manipulation des Reihenpositions-Effekts zur Schaffung besserer Benutzererfahrungen spiegelt sich in vielen populären Designs erfolgreicher Unternehmen wie Apple, Electronic Arts und Nike wider.

Recap

Welches der obigen Gesetze wollen Sie nun anwenden?

Ich hoffe in diesem Beitrag konnten Sie eine übersichtliche Einführung in die UX Gesetze erhalten. Weitere Gesetze und deren Anwendungen finden Sie auf der Website von lawsofux.com.


Wir setzen diese Gesetze in Ihren Designs um! Smartfactory entwickelt mit Herzblut und Sachverstand Software. Am Firmensitz in Biel setzen wir für namhafte Grossunternehmen und KMU in der ganzen Schweiz spannende Projekte um.

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